Von der Treidelwirtschaft
Sie trinken, fluchen und riechen schlecht – die ersten Stammkunden

Ein Sonntagsspaziergang am Rheinufer ist für viele Düsseldorfer eine beliebte Freizeitaktivität. Wohl die wenigsten werden wissen, dass sie auf ehemaligen Treidelpfaden spazieren gehen. Diese Uferwege erinnern an eine äußerst ökologische „Motorisierung“ der Rheinschifffahrt: flussaufwärts fahrende Schiffe werden früher im wahrsten Sinne des Wortes mit Hilfe von Pferdestärken bewegt.
Je nach Größe und Ladung wird ein Schiff von sechs bis zwanzig Pferden stromaufwärts gezogen, die von Treidelknechten geführt werden. Treidelfähren transportieren Mensch und Tier ans andere Ufer.
Die Treidelwirtschaft ist für die anliegenden Bauern von großer Bedeutung. Sie vermieten Pferde, verkaufen Futtermittel und betreiben meist auch eine Gaststätte, in der sie die Treidelknechte und die Schiffsbesatzung während ihres Aufenthalts bewirten. Viele dieser Bauern schließen mit den Mülheimer Reedern und Kohlenhändlern Georg und Mathias Stinnes Verträge, in denen sie sich verpflichten, Stinnes’ Schiffe mit einer genau festgelegten Anzahl von Treidelpferden inklusive Pferdeknechten zur nächstgelegenen Station zu treideln. Dieses Verfahren ermöglicht einen zuverlässigen, regelmäßigen und vor allem schnellen Transport zwischen Arnheim und Köln.
Auch die Firma Schmittmann ist ein Teil dieser Treidelwirtschaft. An ihrem Standort führt ein Treidelpfad vorbei, und zwischen der Niederkassler Weide und dem Hof Schnellenburg auf der rechten Rheinseite, wo heute im Düsseldorfer Stadtteil Golzheim das gleichnamige Restaurant steht, verkehrt eine Treidelfähre. Mit Georg Stinnes schließt Benedikt Schmittmann 1834 einen Vertrag, und noch 1850 pachtet er zusammen mit zwei Kompagnons für sechs Jahre die seinem Hof gegenüberliegende Treidelfähre. Auf den Pfaden und Fähren herrscht ein reges Leben, von dem auch die Kornbrennerei profitiert. Zwar beklagen sich Reisende auf dem Rhein häufig über die Treidelknechte und die Schiffsleute, die viel trinken, fluchen und nicht besonders gut riechen. Aber sie bilden für das junge Familienunternehmen eine zuverlässige Stammkundschaft.